19. August 2016

Rezension | Bernhard Aichner – Die Schöne und der Tod

Die Schöne und der Tod
Bernhard Aichner

Die Schöne und der Tod ist der erste Teil der Krimireihe um den Totengräber Max Broll, geschrieben von dem Innsbrucker Schriftsteller Bernhard Aichner. 

Zum Inhalt
Max Broll ist Totengräber. Nach dem Tod seines Vaters hat er dessen Job übernommen. Er hebt seine Gräber noch von Hand aus, geht gerne in die Sauna und treibt regelmäßig den Dorfgeistlichen in den Wahnsinn. Eines Tages erhält er einen Anruf von seiner Jugendliebe Emma. Ihre Schwester, ein Model, hat sich umgebracht und nun soll Max sie zur letzten Ruhe betten. Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn die Leiche wird nach dem Begräbnis aus dem Sarg gestohlen.

Nachdem ich schon Totenfrau von Aichner gelesen hatte, wollte ich mir für den Sommerurlaub gern wieder einen guten Krimi gönnen. Also habe ich mich wieder für Aichner entschieden. denn immerhin sind wir ja fast Nachbarn und haben sogar die gleiche Schule besucht. Da fühlt man schon eine gewisse Verbundenheit. 
Leider hat mich dieser Krimi enttäuscht. Der Plot ist okay, könnte spannender sein. Der Ort hat mich sehr angesprochen, ich mag solche Dorfgeschichten. Die sind oft schräg und ich kann mich da gut hineindenken, da ich ja selbst vom Dorf komme. Was mich aber sehr enttäuscht hat, sind die Figuren. Viele wirken klischeehaft und platt und ich hatte ständig das Gefühl, dass man sie in jedes andere Krimi-Set auch hätte verfrachten können. Die Figur des Max Broll bricht das Ganze dann öfter mit lockeren Aussagen, die manchmal so gar nicht zur Situation passen wollen, auf. Aber auch diese Figur wirkt auf den zweiten Blick unstimmig. Leider hat mich auch die Auflösung nicht so ganz mitgenommen wie bei Totenfrau.
Beim Lesen stelle ich mir oft in Gedanken vor, wie die Szene, die ich gerade lese, so aussieht. Was die Figuren tun, was sie anhaben usw. Hier kam mir das sehr selten in den Sinn, leider.

Alles in allem würde ich sagen, dass das Buch unterhalten kann, wenn man nicht allzu große Ansprüche hegt. An Blum kommt Broll aber auf keinen Fall heran.

Was mich bei der Max Broll-Reihe vor allem wundert, sind die einfallslosen, fast klischeehaften Titel. Ich frage mich, ob diese Titel von Aichner selbst kommen oder ob da der Verlag mitgemischt hat. Sie klingen reißerisch, aber eben nicht stilvoll. Das sind die Titel der Totenfrau-Trilogie schon um einiges passender und stilvoller.

(Da ich mein Exemplar verschenkt und dummerweise vorher 
kein Foto gemacht habe, muss dieser Post ohne auskommen.
Darüber bin ich allerdings auch nicht sehr traurig,
denn das Cover spricht mich nun so gar nicht an.)






Achtung: Spoiler 
Der nachfolgende Teil ist für alle, die das Buch schon gelesen haben. 

Kommen wir noch einmal zu den Figuren. Der Protagonist, Max Broll, wirkt auf mich schon irgendwie authentisch, allerdings ist er keine Figur, die ich mag. Das finde ich als Leser sehr wichtig, dass ich mich mindestens mit einer Figur identifizieren kann und am besten natürlich mit dem Protagonisten bzw. der Protagonistin. Außerdem stört es mich, dass er angeblich so ein Journalistentalent gewesen sein soll. Der Typ verfügt doch über keinerlei Menschenkenntnis und kann sich anderen gegenüber überhaupt nicht adäquat verhalten. Daher sind seine Beziehungen zu anderen auch von Schweigen und Frust geprägt. Also wie soll gerade er Informationen aus anderen herausbekommen? Ein Mensch ändert sich doch in seinem Leben nicht so dramatisch.
Der Ex-Fusballer Baroni ist da schon eher eine Figur, die ich mögen könnte. Aber für meinen Geschmack ist er zu wenig klischeehaft. Klar, er will singen und lebt getrennt. Da hätte man ruhig etwas dicker auftragen können. So in etwa mit einem gescheiterten Mobelabel oder einem verliebten Model, das ihn stalkt. Außerdem hätte ich gerne mehr Szenen mit Baroni gehabt. Ich könnte ihn mir sogar eher als Protagonist vorstellen als den Broll.
Komplett enttäuscht haben mich  Figuren wie Emma und Tilda. Eine stets unschlüssige Modedesignerin in den besten Jahren, die mal locker flockig für eine Nacht bereit steht und dann auch noch die Jugendliebe von Broll sein soll? Und dann eine in die Jahre gekommene "verwitwete" Kriminalbeamtin, die ja ihren Job erst achso ernst nimmt und dann aber ständig selbst Spuren verwischt? Das ist doch nicht CSI...

Lieber Herr Aichner,
falls Sie das je zu Gesicht bekommen: Es tut mir nicht leid. Ich mag ihre Totenfrau wirklich sehr und werde diese Serie auf jeden Fall weiterlesen. Aber der Broll, neeee den mag ich nicht.

Fragen, Anregungen, Kritik und nicht ernst gemeinte Drohungen bitte in die Kommentare!

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